|
Bis '34 war ich Sozialist,
war auch kein Beruf,
hat man auch nicht davon leben können.
Später dann ging ich demonstrieren,
zu die Schwarzen, zu die Hahnenschwanzler,
nicht, zu der Heimwehr.
Da hab ich fünf Schilling bekommen,
war ja ein Geld damals.
Dann bin ich hinüber, zu den Nazis,
zu den damaligen Nazis,
da hab ich auch fünf Schilling bekommen.
Dann ist eh schon der Hitler gekommen.
Das war ein Jubel, eine Begeisterung,
wie man es sich überhaupt nicht vorstellen kann
nach diesen furchtbaren, nach diesen traurigen Jahren.
Der Wiener hatte endlich mal wieder eine Freude,
eine Hetz, hat was gesehen.
Österreich war immer unpolitisch,
wir waren nie politische Menschen.
Ein bisschen Geld kam halt zusammen.
Wir sind gestanden, am Heldenplatz, am Ring,
man hat gefühlt, man ist unter sich.
Es war wie bei einem Heurigen,
es war wie ein riesiger Heuriger,
aber feierlich, ein Taumel.
Da sind sie einmarschiert, die Deutschen,
mit klingendem Spiel, nicht?
Die Polizisten sind dort gestanden,
mit Hakenkreuzbinden.
Fesch! Furchtbar, furchtbar!
Ein Verbrechen, wie man
diese gutgläubigen Menschen
in die Irre geführt hat.
Führer hat geführt.
Aber eine Persönlichkeit war er.
Man hat eine gewisse Größe gespürt.
Er war ja nicht groß.
Bin ja vor ihm gestanden.
Da hat er mich angesehen,
mit seinen blauen Augen,
ich hab ihn angesehen.
Dann hat er gesagt: "Ja, ja!"
Dann hab ich alles gewusst,
wir haben uns verstanden.
###################
Until '34 I was a socialist,
wasn't a job either,
couldn't live off of that.
Later, I've been demonstrating
with the "blacks", the Hahnenschwanzler,
right, the Heimwehr [the austrofascists].
I got five schilling there,
that was some money back then.
Then I went on to the Nazis,
the Nazis back then.
There I also got five schilling.
Then Hitler came already.
That was jubilance, exaltation,
you couldn't imagine
after these horrible, after this sad years.
The Viennese finally had some joy,
a pleasure, they were coming around.
Austria was always unpolitical,
we never were political people.
Some money was collected.
We stood there, at the Heldenplatz, on the Ring,
and you felt, you are amongst the likeminded.
It was like at a Heuriger,
it was like a giant Heuriger,
but celebratory, a happening.
So they marched in, the germans,
with drums beating and flags flying.
The policemen stood there
with swastika armbands.
Fetching! Terrible, awful!
A crime how
those trustful people
were misled.
Leader has led.
But he was a personality.
You felt a certain largeness.
He wasn't tall.
I stood before him.
He looked at me,
with his blue eyes,
I looked at him.
Then he said: "Ja, ja!"
Then I knew everything,
we understood each other.
|
|
Alles, was man uns da vorgeworfen hat,
das war ja falsch.
Da war bei uns im Gemeindebau,
da hatten wir einen Juden gehabt,
ein gewisser Tennenbaum.
Ansonsten ein netter Mensch.
Und da haben sie so Sachen
geschmiert, gegen die Nazis,
auf die Trottoirs, auf die Gehwege.
Und er hat's aufwischen müssen,
der Tennenbaum.
Nein, nicht er alleine,
die anderen Juden auch.
Ich hab ihn hingebracht,
damit er's aufwischt.
Der Hausmeister hat zugeschaut,
hat gelacht, der war immer
bei einer Hetz dabei.
Nach dem Krieg ist er zurückgekommen,
der Tennenbaum.
Bin ich ihm begegnet, auf der Straße.
Hab ich gesagt "Dere, Herr Tennenbaum."
Schaut er mich nicht an.
Hab ich mir gedacht:
Siehst du's, jetzt ist er böse.
###################
Everything they accused us of,
that was false.
There was with us at the Gemeindebau,
we had a jew there,
a certain Tennenbaum.
Apart from that a nice person.
And they smeared some things,
against the Nazis,
on the trottoir, the sidewalk.
And he had to clean it,
the Tennenbaum.
No, not him alone,
the other Jews too.
I brought him there
to clean it.
The janitor watched,
laughed, he always was there
for some amusement.
After the war, he came back,
the Tennenbaum.
I ran into him, on the street.
I said "Salute, Mr. Tennenbaum."
He wouldn't look at me.
I thought:
You see, now he's mad.
|